REDING, Josef
    
      
    
      
    
      
     
  
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               wenn du die Jahre blöd verdöst, wenn du den Verstand nicht übst, das Denken stets auf morgen schiebst. 
            
               von nun an deine Schritte lenkt. Befrei dich selbst vom Dauerschlaf, sonst bleibst du nur ein armes Schaf. 
            
               macht nicht mit deinen Sorgen Schluss; es bringt dich auch kein Königssohn vom Kochtopf auf den Herrscherthron. 
            
               musst allen deinen Kräften trauen. Mach noch heute den Versuch und pfeif auf den Prinzen im Märchenbuch. 
            
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               als je de jaren achteloos verslijt, denken steeds tot morgen uitstelt, door verstand niet wordt vergezeld. 
            
               die voortaan je stappen warmt. Bevrijd jezelf uit die diepe slaap, anders blijf je maar een schaap. 
            
               die al je zorgen weg zal doen; er voert je ook geen koningszoon van de kookpot naar de heerserstroon. 
            
               je moet op eigen kracht vertrouwen. Bekijk het vanaf nu vanuit die hoek, maal niet om de prins in ‘t sprookjesboek. 
            
               
            
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    Gedicht vom Spinatesser
  
    
      
    Bevor Olaf Grunholm
  
die Brücke über den
hellgrünen, reißenden Fluss Tra-Um
vollenden kann,
wird er verschleppt.
    
      
    Olaf ist drei Jahre alt.
  
Man hat ihn
von seinen Bausteinen
zum Spinatessen geholt.
Es stehen viele halbfertige Brücken
am hellgrünen, reißenden Fluss Tra-Um.
    
      
    Als er nach langer Zeit
  
zu seiner Arbeit zurückkehren darf
hat er das Geheimnis vergessen;
    die Brücke
    
      
    
      
    
      
    Köln
    
      
    
      
    Hier aber sitzt nicht irgendwer.
    
      
    Hier sitzen Medienhäschen
    
      
    Von RTL und WDR
    
      
    Um Kölsche Kindergläschen.
    
      
    
      
    Pro Runde gibt’s zwei Tropfen Bier,
    
      
    Die äusserst gut verschalt sind.
    
      
    Auch die von n-tv sind hier
  
    Mit News, die gut bezahlt sind,
    
      
    
      
    Und Super RTL und Vox,
    
      
    Weil niemand sie entfernt hat
    
      
    Und halt das ganze Köln Gesox
    
      
    Nix Richtiges gelernt hat.
    
      
    
      
    
      
    Von Fall zu Fall
  
    
      
    Beim nächtsten
  
Krieg
gibt als
ersten Fall
einen ernsten
    Fall
    
      
    und als
  
zweiten Fall
    einen
    
      
    Zwischenfall
    
      
    und als
  
    dritten Fall
    
      
    einen Überfall
  
und auf
    jeden Fall
    
      
    einen
  
    Feldmarschall
    
      
    und als letzten
    
      
    Fall einen
    
      
    Feuerball
    
      
    
      
    
      
    Sollte ich
  
    
      
    Sollte ich wirklich mal sterben
  
möchte‘ ich mich gern selbst beerben.
Ihr Kinder und Enkel
habt keine Bange
es ist nicht viel
was ich verlange:
von meinen Büchern nur zwei
oder drei,
ein selbstgeschriebenes auch dabei;
aus meinem Keller die Flasche Wein
sollte von meinem Geburtsjahrgang sein;
die Erbsensuppe, die oft entbehrte,
Gespräch mit einem, der sich sperrte;
ein Wort noch für jene
die Geduld mit mir hatten,
ein mahnender Wink für
die Zufriedenen, Satten!
Ach, liebe Erben,
hier ist die Entwarnung:
Lasst mit der Liebsten
mir noch eine Umarmung!
    
      
    
      
    Das schwerste Wort
  
    
      
    Das schwerste Wort
  
heißt nicht
Popocatepetl
wie der Berg
in Mexiko
und nicht
Chichicastenango
wie der Ort
in Guatemala
und nicht
Ouagadou
wie die Stadt
in Afrika.
Das schwerste Wort
heißt für
viele:
    Danke!
    
      
    
      
    
      
    Abschlussgebet
  
    
      
    Wir wollen schaffen, Gott, ein Morgen
  
für alle Menschen lebenswert.
Wir wollen für den Nächsten sorgen,
bis der Bedrängte ist geborgen
und bis der Hungernde genährt.
    
      
    Wir wollen schaffen, Gott, die Erde,
  
nach deinem Plan von Hass befreit,
auf dass für alle Heimat werde,
wo kein raubtier schreckt die Herde,
kein Mensch mehr vor Verzweiflung schreit.
    
      
    Lass uns beginnen, Gott, im Heute,
  
lass uns mit dir den Tag bestehn.
Uns wachen, dass der Mensch nicht beute,
nicht Opfer werde mächt’ger Meute:
    Wir wollen dich im nächsten sehn
    
      
    
      
    
      
    Faulenzen
  
    
      
    Manchmal möchte
  
man
faulenzen
wie ein
Gulli im
Sonnenschein,
wie ein
Rasenmäher
im Winter,
wie eine
Nachttischlampe
    am Tag.
    
      
    
      
    
      
    Meine Stadt
  
    
      
    Meine Stadt ist oft schmutzig;
  
aber mein kleiner Bruder ist es auch,
und ich mag ihn.
Meine Stadt ist oft laut;
aber meine große Schwester ist es auch,
und ich mag sie.
    
      
    Meine Stadt ist dunkel
  
wie die Stimme meines Vaters
und hell wie die Augen meiner Mutter.
Meine Stadt und ich sind Freunde,
die sich kennen;
nicht flüchtig kennen
wie die von ferne her,
die der Bürgermeister
manchmal über die Hauptstraße führt.
    
      
    Er zeigt
  
ihnen nicht
die Schutthalden.
Zu Hause führen wir auch
unseren Besuch in das
Wohnzimmer und lassen ihn
mit unserem Mülleimer in Ruhe.
    
      
    Aber manchmal, bevor ich
  
zur Schule gehe,
klopfe ich dem braven grauen Müllkasten
auf den Deckel,
dass er fröhlich klappert,
und am Schuttfeld werfe
ich grüßend einen
Stein auf die blitzende
Konservendose dahinten,
dass sie tanzt.
    
      
    
      
    Ermunterung
  
    
      
    Fragt, fragt, fragt,
  
    bis man Euch sagt:
    
      
    warum die Sonnenuhr nicht tickt,
  
warum ein Neinsager nicht nickt,
ob Ohren Augenlider haben,
ob man versichert Unglücksraben?
Fragt, fragt, fragt!
    
      
    Fragt, fragt, fragt,
  
bis man Euch sagt:
ob nur der ein guter Mann,
der am schnellsten schiessen kann,
ob nur das ‘ne gute Frau,
die am blanksten putzt den Bau?
Fragt, fragt, fragt!
    
      
    Fragt, fragt, fragt,
  
bis man Euch sagt:
wie Vater eure Mutter nahm,
wie Mutter schliesslich euch bekam,
warum man Grenzen noch errichtet,
warum man Ernten heut vernichtet?
    Fragt, fragt, fragt!
    
      
    
      
    Fragt, fragt, fragt,
  
bis man Euch sagt:
warum der eine ist pampsatt,
der andere nichts zu beissen hat,
warum die einen höher stehn,
    die anderen aber barfuss gehn?
    
      
    Fragt, fragt, fragt!