KUNZE, Reiner
Wer bist du, dichter
Wer bist du, dichter, daß du wähnst,
die welt sei geschaffen
als deiner stimme hallraum?
Zwei saiten hast du in der kehle,
weniger als eine geige
Hast du der welt
An welt hinzugetan?
Und was an welt?
Die antwort ist´s, die einst das urteil
Über deiner stimme nachhall fällt
Stille
Die Stille hat Flügel und flattert mit ihnen.
Sie ist überall,
selbst wenn man sie nicht hört.
Da sind keine Worte,
keine Träume, keine Gedanken.
Die Stille lebt im Augenblick,
in der Sekunde zwischen den Sekunden.
Sie umgibt dich wie ein unsichtbarer Mantel,
nimmt dich auf, wenn du ihr erlaubst.
In der Stille hört man das Rauschen der Bäume,
das Zirpen der Grillen,
den Atem des Windes.
Sie ist wie ein Geschenk,
das man nur auspacken muss.
Worte
Worte formen die Welt,
sie sind wie kleine Zauberer,
die uns umgarnen und verführen,
die uns leiten und lenken.
Worte können heilen,
aber auch verletzen,
sie können trösten,
aber auch verwirren.
Worte sind wie kleine Messer,
die tief in unsere Seele schneiden,
sie können Liebe bekunden,
aber auch Hass säen.
Wasser
Wasser fließt,
immer weiter, immer fort.
Es trägt und nährt,
es reinigt und heilt.
Wasser ist Leben,
ist pure Sehnsucht
nach dem Unergründlichen,
nach dem Unendlichen.
In jedem Tropfen Wasser
spiegelt sich die Welt,
jede Träne, jeder Lachfalte,
jede Wunde, jede Narbe.