WONDRATSCHEK, Wolf
    
      
    
      
    Am Quai von Siracusa
  
    
      
    Die Möven lassen sich durch Winde fallen,
  
die Schiffe liegen wie auf Grund.
Das Meer steht still zu dieser Stund,
der dunkelsten von allen.
     
    
      
    Kein Gast bewohnt im Grand-Hotel die Räume.
  
Verlassen stehn die Kaufmannshäuser da.
Hier ist die Schönheit ganz dem Ende nah
und ohne Trost selbst deine Träume.
     
    
      
    Den Löwen sitzt schon Moder im Gebiß.
  
Die Katzen gebären in leeren Palästen. Und
durch das Lächeln der Madonna geht ein Riß.
     
    
      
    Eroberer sind hier an Land gegangen.
  
Die Fischer halten ihren Fang. Die Stadt,
Vergangenheiten überhangen, von Anfang an.
     
    
      
    
      
    Gebet
  
    
      
    Nachts, jenseits der Zeit schon und ferne,
  
hörst du das Singen der Winde, und du siehst
Berge brennen, die wie ein Feuerwerk fallender
Sterne verglühen. Zu tief liegt da unten
    
      
    die Erde, dieses Inferno der Gleichgültigkeit,
  
das auch der Lachende nur eingeschüchtert übersteht,
und selbst der Glückliche ist an sein Glück gebunden
wie der Erhängte dort an seinem Strick;
    
      
    ungläubig zögernd noch wie unter grossen Mühen
  
spricht der Einsame jetzt sein erstes Gebet,
die Augen weiss und leer, vom Saufen ernüchtert,
das Herz zu sehr ans Zerspringen gewöhnt.
Der Abschied dann, und dann die Stille,
    die alles Leben übertönt.