CZECHOWSKI, Heinz
    
      
    
      
    Ach, die Eisenbänder
  
    
      
    Ach, die Eisenbänder
  
die mich fesselten,
sind zerrissen. Ich bin so frei
    
      
    wie noch nie. Jetzt
  
sollte ich schleunigst
den Vögeln nachtun:
    
      
    Das ziellose Herz, flatternd
  
im Aufwind, will
seiner Schwärze entfliehen, rot,
    
      
    ein blutiger Klumpen,
  
lügt es sich
etwas vor: von der Freiheit
    
      
    hör ich es singen,
  
aber es weiß nicht
wohin.
    
      
    
      
    So kam dieser Winter
  
    
      
    So kam dieser Winter, der Frost
  
Saß in den Scheiben, der Schnee
Deckte die Narben der Erde.
Wir rauchten und tranken,
Sprachen die Sprachen der Liebe,
Hatten uns schließlich und endlich
Nichts mehr zu sagen.
    
      
    Die Stille
  
Setzte sich fest und wir hatten
Klangs Zeit, nacheinander Sehnsucht zu haben:
Sentimentalisch
aus dem Radio: die Platten
Kreisten schon lange im Leeren bis wir bemerkten,
Daß das Spiel aus war.
    
      
    So kam dieser Winter. Er ging.
  
Nicht einmal Zeit ließ er uns, zu bereuen.
Was wir vertaten, verziehen wir uns. !
    
      
    
      
    //////////////////////////////////////////
    
      
    
      
    
      
    Sic transit gloria mundi
    
      
    …..
    
      
    Sondern dafür zu sorgen,
  
eine gute Welt verlassen zu können.
Wie aber,
Wo doch täglich ein neues
Damoklesschwert über unsere Kôpfe
Gehängt wird?
Sic transit gloria mundi,
Begleitet von den Mazurken Chopins,
Maschinengewehrsalven, Rauchpilzen,
Der a-Moll-Fuge oderNachtspur
Diesem Gedicht, geschrieben
Gegen die Vergeblichkeit
    …..
    
      
    
      
    
      
    Immerwährender Sontag
  
    
      
    Bei mir ist immerwährender Sonntag: niemand
  
Nimmt mir die Butter vom Brot. Die Extreme
Treffen sich: Smetanas Moldau und
Anna Blume von Schwitters – sie
Feiern Hochzeit in mir. Die vergangenen Jahre
Meines bisherigen Lebens: ein einziges
Eldorado des Glücks, meinen Häschern
Entkommen zu sein. Wie gesagt: bei mir
Ist immerwährender Sonntag, die Luft
Ist voller Zitate, wie Schmetterlinge
Umgaukeln sie mich. Darüber hinaus
mache ich meinen Film mir selbst:
Lauter love storys with happy endings:
Die betreffenden Briefe
Fülln meine Mappen, mir
Bleibt gar nichts anderes übrig,
Als glücklich zu sein! Endlos
Ist das Register meiner Erfolge: Leporello
Könnte mein Eckermann sein!
Und was für ein Stolz
Erfüllt mich beim Anblick meiner fünf Pässe! Wie
Privilegiert lebte ich doch: der Staat
Sorgte sich um mein Wohl als Untersuchungsgefangener
In eigenen Angelegenheiten. Kurzum: der Montag
Geht mich nichts an, auch
Wenn alle sagen, er
Kommt bestimmt. Ich jedenfalls
Lebe am Sonntag,
Mit den Dienst- und Freitagen
habe ich nichts zu tun, selbst der Donnerstag
Ist mir egal.
Diesem Gedicht, geschrieben
    Gegen die Vergeblichkeit