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                    GRILLPARZER, Franz
                   
                    
                      
 Entsagung
 
                    
                      Eins ist, was altergraue 
                    
                      Zeiten
                    
                     lehren,
 Und lehrt die Sonne, die erst heut getagt:
 Des 
                    
                      Menschen
                    
                     ewges Los, es heißt: entbehren,
 Und kein Besitz, als den du dir versagt.
 
 Die Speise, so erquicklich deinem Munde,
 Beim frohen Fest genippter Götterwein,
 Des Teuren Kuß auf deinem heißen Munde,
 Dein wärs? Sieh zu! ob du vielmehr nicht sein.
 
 Denn, der 
                    
                      Natur
                    
                     alther notwendge Mächte,
 Sie hassen, was sich freie 
                    
                      Bahnen
                    
                     zieht,
 Als vorenthalten ihrem ewgen Rechte,
 Und reißens lauernd in ihr Machtgebiet.
 
 All, was du hältst, davon bist du gehalten,
 Und wo du herrschest, bist du auch der Knecht,
 Es sieht Genuß sich vom Bedarf gespalten,
 Und eine 
                    
                      Pflicht
                    
                     knüpft sich an jedes Recht.
 
 Nur was du abweist, kann dir wieder kommen.
 Was du verschmähst, naht ewig schmeichelnd sich,
 Und in dem Abschied, vom Besitz genommen,
 Erhältst du dir das einzig deine: Dich!
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